Thermomix vs Kochen ? Entschärfung der Diskussion sehr erwünscht!

Gestern Abend lief bei SAT.1 eine Doku von SPIEGEL TV mit dem Titel „Neuer Luxus in deutschen Küchen“ (KLICK HIER). Natürlich durfte da auch der Thermomix nicht fehlen, inklusive Stellungnahmen zur Abneigung und Begeisterung!

Neben einem mit Diamanten besetzten Messer, das ich als Profi-„Malocher“ (Ruhrgebiets-Begriff für „Arbeitender“ 😉 ) in der Küche eher als Zierobjekt und Ausstellungsstück sehen würde, denn als ernsthaftes Arbeitsgerät, kam natürlich der Thermomix wieder einmal zur Sprache.

Auf der einen Seite fanden sich die begeisterten Köche/innen, die ihre Thermomix-Gerichte im Sternehimmel sahen, auf der anderen Seite äußerten die Gegner dieser Küchenmaschine aus dem Hause Vorwerk ihre strikte Abneigung, meist mit dem Argument, das sei doch kein echtes Kochen mehr!

Ehrlich gesagt, ich bin überrascht, ja manchmal erschrocken darüber, wie emotional diese „Debatte“ inzwischen in deutschen Küchen geführt wird. Während meiner Koch-Events sehe auch ich mich desöfteren fast schon empörten Äusserungen ausgesetzt, wenn ich erzähle, dass dieses Vorwerk-Gerät in meiner Küche steht und ich gerne damit arbeite.

Ich würde mir in dieser Diskussion eine gesündere Neugier jener Kritiker/innen wünschen, die das aktuelle Modell, den TM5, so vehement ablehnen. Auch den mir gegenüber nicht selten vermittelten Eindruck, ich könne kein Profi-Koch sein, wenn ich mit dem TM5 hantiere, wundert mich sehr und ich bin erstaunt darüber, dass die Qualität von Profi-Köchen heutzutage nach solchen Gesichtspunkten beurteilt wird!

Natürlich kann ich manch eine Genervtheit verstehen, wenn im Kreise von Freunden beim Thema Kochen nur noch mit dem TM5 argumentiert wird: Er ist hier besser, macht das besser und:

„Du solltest Dir überlegen, ob er nicht auch etwas für Dich ist!“.

Ja sicher, das kann „nerven“ und andere Zubereitungsformen aus dem Erfahrungsaustausch kicken. Den TM5 in den (Sterne-)Himmel zu heben, geht selbst mir zu weit. Zwar steht das Gerät, nach Angaben des Herstellers, auch in Sterne-Küchen, und selten allein, aber die besten Köche des Landes werden ihre Kreationen selbstverständlich weiterhin auf dem Herd zubereiten.

Der Thermomix ist sicher etwas für Kochbegeisterte, die sich die viele Klein-Arbeit erleichtern wollen. Sekundenschnell bringt er Gemüse und Zwiebeln, mit etwas Erfahrung, auf genau die richtige Größe, die zur Zubereitung eines Gerichtes benötigt wird. Genau hier hörte ich aber schon das erste Argument, das, aus Sicht der Gegner, nicht für den TM5 spricht:

„Schnibseln, schneiden, schälen, zerkleinern…all das gehört für mich mit zum Kochen! Da möchte ich keine Maschine verwenden!“

Das kann ich absolut nachvollziehen.

Wer allerdings als Profi-Koch unterwegs ist, der hat, wenn seine Ausbildung fachlich auf dem höchsten Niveau stattfand, im Rahmen seiner Arbeit auch gelernt, darauf zu achten, wie er möglichst effektiv und zeitarm seinen Job erledigt! In meinem Bereich des Mietkochs, ist Zeit auch eine Kostenfrage und für den Erhalt eines Auftrages ist oft leider allein der Preis der wichtigste Entscheidungsfaktor.

Als ich den TM5 kennenlernte, hatte ich selbst eine jahrelange Abneigung gegen das Gerät zu überwinden, denn was sollte mir ein so teures, technisches Feature in der Küche schon helfen können? Ja, richtig gelesen, ich kannte bis dato weder seine Funktionen, noch die Vorteile, die mir dieses Gerät bieten könnte. Meine Schwester, selbst stolze Besitzerin des Vorgänger-Modells, lag mir immer wieder in den Ohren:

„Chris, schau ihn Dir doch mal an, er ist wirklich praktisch!“

Aber ich war recht stur, was den TM anging 😉 .

Dann kam die Einladung zu einer Thermomix-Party. Es dauerte 5 Minuten, um meine Aufmerksamkeit zu erlangen, 10 Minuten, um damit zu beginnen, darüber nachzudenken, wie ich das Gerät möglichst schnell kaufen könnte. Und NEIN, ich bin KEIN Vertreter der Firma Vorwerk und ich verdiene nichts mit einer Vermittlung des TM5!

Einen Tag vor der TM-Party hatte ich mühsam und zeitaufwändig Spinatklösschen gefertigt und nun rannten meine Gedanken durch meinen Kopf, wie einfach die Zubereitung dieser Klösschen mit dem TM5 gewesen wären. Und, das Schlimmste daran, diese Gedanken rissen auch beim Zubereiten anderer Gerichte in den nächsten Tagen nicht ab. Die Entscheidung war gefallen! :mrgreen:

Da ich viel und oft koche, habe ich den Sinn, und vor allem den Nutzen dieses Gerätes für mich und meine Arbeit, erkannt. Der TM5 bietet so unglaublich viele Möglichkeiten, mir die Vorarbeiten, manchmal sogar auch das Zubereiten, zu erleichtern: Milchreis, Grießbrei, die ein oder andere Sauce, alles Gerichte, bei denen öfter gerührt werden muss, damit sie nicht anbrennen, die Zubereitung frisch aufgeschlagener Eis-Massen, Teige und Brotteige oder das Zerkleinern von Gemüsen und Gewürzen (z.B. selbst gemahlene Muskatnuss, einfach ein herrliches Aroma!), all das spart mir so unendlich viel Zeit, wenn ich diese Arbeiten im oder mit dem TM5 erledige. Er ist also dabei, wenn ein Kunden-Auftrag erledigt werden muss.

Ich weiss natürlich, dass ich mit meinen Argumenten nicht zu jedem ambitionierten Koch durchdringe, aber ich will schließlich auch kein Missionar sein.
Jene, die mich fragen, was ich an dem Gerät so vorteilhaft finde, sage ich es, dazu aber auch, dass sich aus meiner Sicht die Anschaffung eines TM5 tatsächlich nur dann lohnt, wenn zu Hause viel und oft gekocht wird. Wenn er nur als reiner Luxus-Artikel, als Show-Objekt, in der Küche steht, halte ich eine Anschaffung für überflüssig. Ebenso natürlich auch, wenn mir mit anderen, vorhandenen Küchenmaschinen all das vorgemacht wird, was ich selbst mit dem TM5 erledige. Hier gibt es dann nur noch ein Argument: Der TM5 ist eine Maschine für (fast) alles und er schafft Platz in den Schränken. Dann bleibt es nur noch eine Frage des Geldes 😉 .

Abschließend sei noch einmal gesagt, dass ich mir eine unaufgeregtere Diskussion rund um diese elektronische Küchen- und Koch-Hilfe wünschen würde 😉 .
Und, das erlaube ich mir an dieser Stelle zu schreiben: Natürlich sagt das Arbeiten mit diesem Gerät nichts über die fachliche Qualität eines Kochs aus. Wer dieser Meinung ist, der kann, meiner Ansicht nach, den Beruf nicht in der Tiefe gelernt haben, wie ich es von einem fachlich versierten Koch erwarte, was keinesfalls bedeuten soll, dass nur Köche mit einem TM5 eine gewisse, gehobene Qualität bringen können! 😉

Das tägliche Gläschen … gesund oder Mythos?

Jeden Abend ein feines Gläschen Rotwein oder das Feierabend-Bier, vielleicht auch der tägliche Korn nach dem Essen, als Magen-Entspanner, versteht sich!

Irgendwie ist in unseren Köpfen, dass diese Form des Alkohol-Konsums gar nicht so schlecht für unsere Gesundheit sein soll. Insbesondere dem Rotwein wird eine „gesunde“ Wirkung nachgesagt.

Aber…stimmt das wirklich?

SPIEGELonline befasste sich mit diesem Mythos Alkohol in Maßen. Was dabei an wissenschaftlich nachweisbaren Argumenten heraus kam, ist … mager! Zum Nachlesen einfach HIER KLICKEN! 😉

Zucker – So kreativ kann kulinarische Enthaltsamkeit sein

Zucker…nicht gerade das gesündeste Produkt, ich glaube, da sind wir uns alle einig. Zumindest wenn es um die Mengen geht, mit denen wir dieses Nahrungsmittel im Alltag verzehren.

Fast überall ist Zucker inzwischen enthalten, zwar nicht immer unter diesem Namen, sondern unter diversen Bezeichnungen wie Maltose oder Glucose, aber es bleibt Zucker.

Auch ich habe mich schon desöfteren mit einer Zucker-Diät befasst, also dem Verzicht auf Produkte, in denen Zucker enthalten ist. Das ist für einen Koch nicht gerade leicht, weil ich ja probieren und abschmecken muss. Da fällt das Widerstehen umso schwerer 😉 .

Ein Artikel auf ZEITonline hat nun Alternativen zu den konventionellen Gerichten beschrieben. Sehr kreativ, zwar ungewöhnlich und sicher gewöhnungsbedürftig, aber immerhin, ohne Zucker 🙂

H i e r geht es zu dem beschriebenen Artikel.

Neues Kunden-Feedback zur KochParty

In den Kunden-Meinungen (KLICK) gibt es ein neues Feedback von Marieluise zum Thema KochParty nachzulesen 🙂 .

Das war eine klasse Koch-Truppe, deren Teilnehmerinnen ausnahmslos einen Thermomix in der Küche stehen haben und die am Veranstaltungstag die Lebensmittel wieder herkömlich mit Messern zerkleinern wollten.
Es war ein großer Spaß mit sehr professionellen und begeisterungsfähigen Hobby-Köchinnen und ich freue mich schon auf eine Wiederholung der KochParty 😉 .

So ist der Job des Kochs – Meine Reaktion auf den Selbstmord eines Sternekochs

Sollte sich der Tod des Drei-Sterne-Kochs Benoit Violier (KLICK) als Selbstmord bestätigen, ist er nicht der erste Sterne-Koch, der sich selbst diesem Leben entzieht. In einem anderen Fall, im Jahr 2003, war es die Herabstufung des Restaurants durch Gastro-Kritiker (KLICK).

Keine Frage, Gastro-Kritiker, wie der Gault Milau (KLICK) oder der Guide Michelin (KLICK), haben Macht. Ihre Bewertungen entscheiden über das Wohl und Wehe eines Restaurants und jene Gäste, die glauben, nur Sterne-Restaurants seien die wahren Gourmet-Tempel, orientieren sich an diesen Gastro-Führern und werden in Massen zu einer Art „Pilger“. Fallen die Sterne weg oder sinkt die Bewertung, lässt auch der Besucherstrom nach. Dementsprechend ist der Druck auf die kreativen (Koch-)Köpfe immens! Ich persönlich halte das für eine schlimme Entwicklung. Wer aber bereit ist, sich diesem Stress auszusetzen, soll es gerne tun. Allerdings sollte sie/er sich auch der Risiken bewusst sein!

Dass sich ein Sternekoch umbringt, finde ich, ist durch keinen beruflichen Grund zu rechtfertigen. Es gibt immer eine Perspektive und der Respekt vor dem und der Spaß am Leben, insbesondere, wenn man Familie und damit eine besondere Verantwortung auch für andere Menschen hat, sollte schwerer wiegen, als der Erfolg im Job.

Es gibt auch jene Küchenchefs, die sich diesem immensen Druck und dem Prozedere der Gastro-Kritiker und Gäste schlicht und einfach nicht (mehr) aussetzen wollen. So kommt es vor, dass manch ein ausgezeichneter Koch die Sterne „zurück gibt“. Warum das geschieht, ist in DIESEM ARTIKEL nachzulesen.

Wer bisher glaubte, der Job des Kochs komme dem nahe, was uns in zahlreichen Koch-Shows in den Medien präsentiert wird, der ahnt nicht im Geringsten, was tatsächlich hinter der harten Arbeit in der Küche steckt.

Es ist nicht das entspannte Zubereiten von Speisen, wie wir es für uns selbst jeden Mittag oder Abend absolvieren. In den Profi-Küchen ist das Kochen ein Zusammenspiel aus geschmacklichem Talent, organisatorischem Geschick, immenser Konzentrationsfähigkeit, Schnelligkeit, Erfahrung und der Fähigkeit, Zusammenhänge von Arbeitsabläufen erkennen zu können!

Wie die Küchenarbeit in der Realität abläuft, möchte ich kurz erläutern:
Alles beginnt mit dem Bon, die Bestellung des Kunden, die ausgedruckt in der Küche ankommt. Der Küchenchef annonciert die Bestellung, die Team-Mitglieder erklären durch Zuruf, dass sie die Annonce verstanden haben. Meist wird dabei nur das Fleisch-/Fischgericht genannt. Dann müssen die Köche aus kalter und Beilagen-Küche wissen, was zu dem jeweiligen Gericht gereicht wird. Bei der Zubereitung konzentriert sich alles auf den Saucier, den Saucen-, Fleisch- und Fisch-Koch. Wenn sein Gargut fertig ist, muss alles schnell gehen: Die Beilagen müssen in diesem Moment abgeschmeckt, heiss und passend gegart sein. Ist das nicht der Fall, gibt`s Druck! Dann wird angerichtet. Das muss alles sehr schnell gehen, damit das Essen den Gast heiss erreicht. Und um den Stress der Köche nachvollziehen zu können, sei gesagt, dass diese Arbeitsschritte nun vielfach (selten sitzt ein Gast alleine am Tisch), divers (nicht jeder Gast bestellt dasselbe Essen) und dauerhaft (über Stunden hinweg, so lange die jeweilige Schicht eben geht) ablaufen.

„Pinkelpause“? Bei dem Stress kommt dieses Verlangen gar nicht erst auf!
Raucherpause zwischendurch? Unmöglich!

Vor diesem eigentlichen „Geschäft“, sind die Köche aber alles andere als untätig. Nach Erhalt und Durchsprechen der Speisekarte zu Beginn des Arbeitstages, müssen die Lebensmittel vor- und zubereitet werden. Hier gilt es, Mengen abschätzen zu können, damit dem Gast nicht ein „Sorry, dieses Gericht ist leider ausverkauft!“ auf seine Bestellung hin gesagt werden muss. Das setzt Erfahrung voraus.

Der Beruf des Kochs kommt hier immer noch zu „sympathisch“ weg?

:mrgreen:

Nun, kommen wir zu charakterlichen Eigenschaften von Küchenchefs und Köchen, die ich in meinen Jahren als Koch in der deutschen und schweizerischen Gastronomie kennengelernt habe! Ich traf auf aggressive Choleriker, intensive Selbstzweifler, professionelle Alkoholiker und teamschädigende Selbstverliebte. Das alles wäre zu ertragen gewesen, wenn die meisten Köche nicht zu respektlosem Verhalten ihren Kollegen und Untergebenen gegenüber neigen würden, was im Extremfall auch schon mal im Werfen von Pfannen auf Kollegen oder dem Legen der Rezeptmappe auf ein Urinal münden kann!

Um das Beschriebene jetzt ein wenig zu entschärfen: Ich traf durchaus auch Köche, die ganz entspannt, charakterlich gefestigt, kollegial und teamorientiert waren 😉 ! Es wäre schlimm, würden meine Beschreibungen hier allein als Verallgemeinerung aufgefasst werden.

Ja, es gibt eine Menge Geschichten zu erzählen, wenn man in der Gastronomie gekocht hat 😉 . Und wer meint, das sei alles nur vor 20 Jahren so gewesen, den kann ich getrost beunruhigen: Die Stories, die ich manchmal von Kollegen oder ihnen nahestehenden Personen höre, zeigen mir deutlich, dass das Arbeitsklima nicht wesentlich milder geworden ist.

Bei den Sterne-Köchen kommt zu diesem „normalen“ Arbeitsablauf in der Küche und den beschriebenen Verhaltensweisen der Kollegen/innen, auch noch der Druck dazu, die Klasse der Küche halten zu müssen. Welche Auswirkungen das haben kann, muss ich demnach wohl nicht weiter erläutern.

Bei SPIEGELonline fand ich noch zwei interessante Artikel. Der eine belegt, wieviel Arbeitszeit ein Koch in der Regel aufwänden muss. Und…wir befinden uns hier durchaus nicht auf der Manager-Ebene, sondern im ganz normalen Bereich der Angestellten: KLICK

Und an alle, die ihren Sohn/ihre Tochter gerne in eine Koch-Ausbildung schicken möchten, richtet sich DIESER interessante Artikel. Darin wird erläutert, warum man es in der Gastronomie oft mit sozialer Kälte zu tun hat, aber auch warum fast jeder Zweite seine Ausbildung im Bereich Koch abbricht. Wer seine Tochter/seinen Sohn für charakterlich so gefestigt hält, dass der Spaß am Kochen bei ihr/ihm wahrscheinlich auch nach drei Ausbildungsjahren nicht verloren gehen wird, der sollte ihr/ihm das zumuten. Auch hier sei gesagt, nicht ALLE Betriebe sind, wie es in dem Artikel beschrieben ist.

Ja, der Beruf des Kochs ist alles andere als ein Zuckerschlecken. Auch ich werde desöfteren mit Illusionen über meine Arbeit konfrontiert. Zum einen wird die Sicht des heimischen (einfachsten) Kochens, auch oft mit Convinience-Produkten, auf meine (ganz anders geartete) Arbeit übertragen und natürlich verstehen viele Kunden/innen dann nicht, wie mein Preis für einen Koch-Event zustande kommt. Andererseits sehen mich die meisten Kunden/innen ja nur vor Ort arbeiten. Was davor und danach noch alles zu erledigen ist, sieht niemand. Aber auch diese Zeit muss natürlich vergütet werden und auch diese Zeit ist keine Freizeit, sondern harte Arbeitszeit.

Dennoch: Ich zumindest liebe meinen Beruf und ich habe für mich genau die richtige Lösung gefunden, um damit aus meiner Arbeit eine Menge Freude zu ziehen! Und genau so sollte es im Beruf auch sein 😉 .

Wer hier einen Kommentar zu diesem Artikel schreiben möchte, ist herzlich eingeladen, dies zu tun 🙂 !

Gammel-Lebensmittel in deutschen Supermärkten und was WIR als Kunden dagegen tun können

Ein weiterer Lebensmittel-Skandal scheint auf unsere Discounter und Supermärkte in Deutschland zuzukommen: Mitarbeiter des Magazins „markt“ des Norddeutschen Rundfunks (NDR) berichten von Funden vergammelten Obstes und Gemüsen bei Besuchen einiger Märkte von REWE, EDEKA, Aldi und Lidl (INFOKLICK). Die Unternehmen hätten nach Veröffentlichung des Berichts eine verbesserte Kontrolle der Lebensmittel zugesagt.

Ach was!

Ob dieser Bericht nun tatsächlich etwas Neues darstellt und sich zu einem Skandal entwickeln kann, wage ich zu bezweifeln. Auch kann ich mir schlecht vorstellen, dass sich an dem „entdeckten“ Zustand zeitnah und dauerhaft etwas ändern wird.

Warum?

Seit fast 11 Jahren bin ich nun als Mietkoch, um es neutral zu formulieren, in diversen Lebensmittel-Verkaufsläden unterwegs. Und wer glaubt, dass der oben genannte Bericht mich überrascht hätte, dem kann ich nur ein müdes Lächeln zeigen 😉 .

Bei meinen Einkäufen prüfe ich die Ware generell auf Frische und den allgemeinen Zustand, damit meine Kunden für ihr Geld auch wirklich nur frischeste und beste Ware erhalten. Und…ich achte bei den Einkäufen einfacherer Zutaten darauf, möglichst dort einzukaufen, wo ein kurzfristiger, großer Warenumschlag garantiert ist und somit täglich frische Ware geliefert werden muss. Ansonsten sind meine ersten Zielmärkte eh Niggemann (KLICK) und die Metro!

Natürlich finde ich bei meinen Einkäufen (wenn es in Supermärkten nötig ist) hin und wieder auch vergammeltes Obst oder Gemüse oder in einem Netz auch schon einmal eine angeschimmelte Frucht in den Regalen. Ich nehme die Ware dann und übergebe sie Mitarbeitern, die sich auch jedes Mal sehr dankbar zeigen, denen es aber auch fast immer sichtlich peinlich ist. Ich gehe daher auch nie von „Absicht“ aus.

Das eigentliche Problem sehe ich an anderer Stelle. Wer in den deutschen Discountern und Lebensmittelmärkten einkaufen geht, erhält günstige, oft auch billige Ware. Um sich im Wettbewerb behaupten zu können, muss die Handelskette im deutschen Markt entweder eine Größe erreicht haben, mit der sie beim Einkauf Preise entscheidend beeinflussen (drücken) und entsprechend eine große Menge an die Kundschaft verkaufen kann oder es muss gespart werden. Letzteres passiert meist über den Posten „Personal“!

Personal ist allerdings nötig, um die Regale zu befüllen und für stetige Frische sorgen zu können. So räumt man natürlich die frische Ware nicht nach vorn in die Regale, sondern hinter die dort bereits befindliche Ware. Ich entdecke immer wieder, dass genau dies nicht stattfindet. Hier hilft ein Blick auf das Haltbarkeitsdatum! Das deutet, meiner Ansicht nach, darauf hin, dass das Personal entweder nicht entsprechend geschult wurde oder der zeitliche Druck beim Einräumen so immens ist, dass für das ordnungsgemäße Verräumen der Ware gar keine Zeit bleibt. Es liegt also zunächst an den Unternehmen selbst und erst dann an den Mitarbeitern, das vom NDR berichtete Problem zu beseitigen!

Schauen wir in den ein oder anderen Markt, so entdecken wir kaum noch Mitarbeiter und die wenigen im Laden arbeitenden, sind oft so gestresst, dass sie kaum noch eine anständige Arbeit leisten können. Da müssen manche Arbeitskräfte die Regale ein-/aufräumen, gleichzeitig die Kasse bedienen und hinterher auch noch den Boden reinigen und das sind ja nur die Arbeiten der Mitarbeiter, die ich beim Einkauf wahrnehme. Da erwarten wir ernsthaft ein perfektes Verkaufssystem in unseren Supermärkten? Also bitte!

Es gab in den letzten Jahren nur einen Supermarkt, in dem ich wirklich die Krise bekam, denn die dortige Obst-/Gemüseabteilung war dermaßen zahlreich mit nicht mehr frischen Produkten bestückt, dass ich mir eine Mitarbeiterin schnappte, sie bat, mich bei einem Gang durch die Abteilung zu begleiten und ich ihr dabei meine „Entdeckungen“ zeigte. Natürlich war sie wenig begeistert, auch von meinen zahlreichen Hinweisen (offenbar macht das sonst kein Kunde!) und erklärte mir anschließend, sie würde mit dem Verantwortlichen der Abteilung diesen Gang wiederholen! Das sollte so absolut nicht vorkommen, meinte sie.

Liegt also nicht auch ein Teil der Verantwortung bei uns als Kunden?

Wir wollen das frischeste Obst und Gemüse…eine braune Stelle an einer Banane macht sie für uns schon zur B-Ware, leicht hängende Blätter bei Radieschen lassen in uns den Verdacht aufkommen, frisch sei anders! Und wieviele Menschen regen sich über eine schimmelige Frucht in einem Netz auf, lassen das Netz dann aber liegen und geben es nicht dem Mitarbeiter/der Mitarbeiterin des Ladens! Ist das fair? Ist das ein korrektes Verhalten?

Ein fauler Apfel oder eine schimmelige Orange in einem Gebinde, sorgt schnell dafür, dass weitere Früchte vom Gammelprozess erfasst werden. Wollen wir das stoppen, und das ist mein Hintergedanke, wenn ich es als selbstverständlich erachte, dass ich als Kunde diese Ware selektiere und sie Mitarbeitern übergebe, dürfen wir nicht einfach an der Ware vorbei gehen und uns dann auch noch über deren schlechten Zustand aufregen.

Ja, die Lebensmittel-Märkte können selbstverständlich etwas gegen die Gammelware unternehmen, nur das kostet. Und da sind wir wieder im Teufelskreis: Viele Menschen wollen BILLIG, günstige Ware und Schnäppchen am laufenden Band. Dass das so alles nicht zu haben ist, sollte sich langsam herumgesprochen haben!

Der einzige Skandal, den der Bericht des „markt“-Magazins weiter befeuern könnte, ist der, dass Personal im Lebensmittelhandel nicht gut genug bezahlt wird, dass Arbeitskräfte fehlen und die auszuführende Arbeit zu ungewöhnlichen Belastungen der vorhandenen Angestellten führt, was sicher keine positiven Auswirkungen auf die Motivation der Mitarbeiter hat! Hier muss endlich umgedacht werden, nur bezweifle ich, dass der „markt“-Bericht das schaffen wird!