Ende der Grillzeit – Start der Grillsaison!

Langsam wird es wärmer und der Einzelhandel läutet in den aktuellen Werbe-Prospekten die Grillsaison 2013 ein. Vorbei ist jetzt die Zeit der Anfragen nach Grill-Events bei Eis und Schnee! Wie…bei Eis und Schnee, fragen Sie sich jetzt gerade??? Ja, es scheint tatsächlich ein Trend zu sein, auch im Winter saftiges Fleisch und frischen Fisch über der glühenden Holzkohle zu garen.

Ehrlich gesagt kann ich diesem Trend nichts abgewinnen und ich denke auch nicht, dass die Nachfrage nach derartigen Koch-Events in den Wintermonaten nachhaltig sein wird. Im Übrigen sehe ich solche Veranstaltungen als Mietkoch, der bei -6°C Aussentemperatur und eventuellem Schneefall grillen soll, kritisch im Hinblick auf meine Gesundheit. Und ich frage mich natürlich auch: Fühlen sich die eingeladenen Gäste bei derartigen Events wirklich wohl???

Aber nun ist fast Mai und wir können uns wohl langsam getrost der warmen Grillsaison zuwenden und die Wintergedanken endlich vertreiben. Hoffentlich 😉 !

Gerade im Mai, dem Monat mit so vielen Feiertagen, den blühenden Gärten und der aufkommenden Frühlingswärme, bekommen die Menschen endlich wieder Lust nach draußen zu gehen und was liegt näher, als die angenehm warme Zeit mit dem „Angrillen“ im Kreis von Freunden zu verbringen?

Das Grillen ist die wohl „freieste“ Form des Kochens und die natürlichste zugleich. Fleisch, Fisch und Gemüse über dem offenen Feuer garen, so wie es schon unsere Vorfahren taten, als es noch keine Elektro-, Gas- oder Induktionsherde gab…herrlich, oder? „Back to the roots“ ist so gesehen das unterschwellige, nie ausgesprochene Motto eines jeden Grill-Events.

Als Mietkoch werde ich immer öfter gebeten, neue, interessante Fleisch- und Fischsorten, Marinaden, Dipps und Gemüsearten jenseits der „konventionellen“ Zubereitungen zum Grillen vorzuschlagen. Und doch komme ich immer wieder zurück zum Altbewährten, das aber immer noch eine schier unendliche Möglichkeit von neuen Geschmacksvarianten und Zubereitungsarten ermöglicht. Wie sollte auch zartes, leicht fettdurchzogenes Fleisch von Rind, Lamm oder Schwein ersetzt werden können? Gut, Nackensteaks vom Iberico-Schwein, ein Filetsteak von Bison oder Wasserbüffel oder ein Seeteufel-Filet im Bananenblatt gegart, sind sicher interessante Nobel-Alternativen zum bereits Bekannten.

Und beim Gemüse? Muss es immer Zucchini, Aubergine oder Champignon sein? Wie wär`s mal mit Ochsenherz-Tomatenscheiben, garniert mit Minzblatt und Ziegenkäse? Gerade im Mai und Juni eignet sich auch Spargel für den Grill. Einfach im Ganzen roh auf den Grillrost legen, vielleicht eingewickelt in rohem oder gekochten Schinken oder Rauchlachs und dann langsam vor sich hin garen lassen. Alternativ schneiden Sie Spargel und Möhre mit einem Sparschäler in Scheiben, legen diese aufeinander und rollen beides zusammen. Wer mag bestreicht das Ganze vorher noch mit Bärlauch-Pesto.

Bei den Dipps und Grillsaucen werden asiatisch angehauchte Geschmacksvariationen immer beliebter. Ob mit Curry gewürzt, süß-sauer oder mit Kokosmilch abgeschmeckt, der Asia-Style passt zu allen Fleisch-und Fischsorten. Ansonsten sind Kräuter-, Knoblauch-, Avocado-, Tomaten-Oliven- oder fruchtige Dipps, wie der klassische Mango-Curry-Dipp, beliebt.

Apropos würzen: Dem Gargut einen feinen Frischegeschmack verleihende Gewürze und Kräuter sind auf jeden Fall zu bevorzugen. Eine ganze Forelle oder Dorade auf einem provencalischen Kräuterbett, mit etwas Weißwein übergossen und grobem Salz und Pfeffer gewürzt, ein oder zwei Spritzer Zitrone dazu und dann die Alufolie dicht verschließen. Ab auf den Grill und etwa 10 Minuten von jeder Seite garen. Allein schon der Duft des Dampfes, der beim Öffnen des Päckchens entweicht, sind die Mühe der Vorbereitung und die Wartezeit wert. Probieren Sie auch einmal Zitronengras und die inzwischen fast überall erhältlichen Aromasalze aus.

Als Grillfisch eignen sich natürlich die festfleischigen Sorten am besten. So sind Thun- und Schwertfisch, Seeteufel und Garnelen zu bevorzugen. Aber auch die oben bereits angesprochenen ganzen Fische, wie Sardinen, Forelle oder Dorade, sind auf dem Grill ein ganz besonderes Geschmackserlebnis. Spannend ist auch Räucher- oder Rauchsalz, das natürlich nicht nur zu Fleisch und Fisch, sondern auch zu Gemüse passt.

Bleibt noch das Dessert. Die Grillhitze kann über gefüllte Aluschalen Puddings oder Clafouties garen. Früchte am Spieß werden auch immer gern gewählt und stellt man einen Topf mit flüssiger Schokolade zum Überziehen der Früchte daneben, begeistert diese Dessert-Variante auch den letzten Zweifler! Versuchen Sie statt der Schokolade doch auch einmal diverse Varianten des Honigs. Beachten Sie aber, dass frisches Obst beim Erhitzen süßer wird. Dosieren Sie den Honig also entsprechend vorsichtig.

Damit sollten genügend Hinweise und Ideen für den nächsten Grill-Abend gegeben sein. Wie ich schon schrieb: Die Zahl der Variationen ist schier unbegrenzt, als: Viel Spaß beim Experimentieren und ausprobieren 😉

 

Sauce Hollandaise – Ein Plädoyer für die Frische

Die Spargelzeit naht! Und mit der Sauce Hollandaise kommt uns unweigerlich DIE typisch zum königlichen Gemüse passende Sauce in den Kopf!

Ein volles Butteraroma, verbunden mit einem sanften, nussartigen Geschmack, dazu diese feine, sämige Konsistenz. Läuft Euch bei diesen Gedanken auch schon das Wasser im Mund zusammen??? 😉 Also ich freue mich schon sehr…

Allerdings ist eine Sauce Hollandaise für mich nur in einer Variante eine wirklich echte Sauce Hollandaise und zwar, wenn sie frisch zubereitet wird!

Das Klären der Butter, das Aufschlagen der Eier und das folgende, geduldige, langsame Verbinden der wohl temperierten Zutaten zu dieser herrlich schmeckenden Emulsion, von der ich dann, in Kombination mit frisch gekochtem deutschen Spargel, neuen Kartoffeln und wahlweise gebratenem Lachs, Rinder- oder Bisonfilet, gar nicht genug bekommen kann.

Egal, wie elend sich mein Magen aufgrund des hohen Fett-Anteils danach fühlt und ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, wieviele Sport-Einheiten ich anschließend brauche, um diese Kalorien-Vielzahl wieder zu kompensieren: Ich WILL diesen kulinarischen Hochgenuss! Ohne Kompromiss!!! Dafür leide ich auch mal gerne…ein paar Stunden! Das ist überschaubar. :mrgreen:

Wer den Geschmack einer optimalen, frisch aufgeschlagenen Sauce Hollandaise kennt, weiß genau, warum ich bereit bin, diese Leiden auf mich zu nehmen. Sie sind in diesem Fall überschaubar und erträglich. Was für mich aber gar nicht geht und was in meiner Küche niemals Einzug halten wird, sind diese fertigen Hollandaise-Varianten aus Quetschtüte oder Beutel! Im Zusammenhang mit Kochen und Essen spreche ich ungern und sehr selten von einem „Ekelgefühl“, aber diese…“Lebensmittel“…verursachen in mir ein Gefühl von Widerwärtigkeit!

Ich kenne viele Leute in meinem Umfeld, die durchaus zu einer gewissen Form von Begeisterung neigen, wenn sie mir von ihrem „leckeren“ Erlebnis in Sachen Spargel und Hollandaise erzählen. Die mir empfohlene Marke soll klasse schmecken oder vielleicht auch diese eine, die „so toll“ war und immer wieder reichte mir ein Viertel Teelöffel Fertig-Hollandaise beim Genuss Essen Runterwürgen dieser Quetschtüten-Pampen, um mein Gesicht in einer Weise zu verziehen, als hätte ich gerade ein Glas dreifach konzentrieren Zitronensaft trinken müssen! BAH! Etwas anderes fällt mir dazu einfach nicht ein! Sorry…vielleicht gehen diese Hollandaises noch als „Frittensauce“ durch, aber ganz sicher nicht als feine Beilage zum Spargelgemüse!  😉

Wer demnächst wieder zum Spargel-Genuss in die Restaurants geht, bekommt höchst wahrscheinlich KEINE frisch aufgeschlagene, feine Buttersauce serviert (Fragen Sie doch einfach mal nach 😉 ).  Das finde ich erschreckend, kann es aber aus Sicht der Gastronomen nachvollziehen, warum Fertig-Varianten offeriert werden.

Zum einen ist es natürlich die Leichtigkeit der Zubereitung: Tüte auf, erwärmen, fertig! Zum anderen ist es aber auch die positive Meinung vieler Gäste, die in einer Fertig-Hollandaise nichts „Schlechtes“ schmecken.  Würden mehr Restaurants die frische Variante der Hollandaise anbieten, sähe das sicher ganz anders aus, denn natürlich kann sich beim Geschmack eine gewisse Gewöhnung einschleichen.

Da ich aber gerade bei der Sauce Hollandaise Fertigprodukte generell vehement ablehne, können meine Kunden bei meinen Spargel-Angeboten auch in Zukunft darauf vertrauen, dass es bei mir nur die frische Variante dieser köstlichen Sauce geben wird, auch wenn diese mehr Arbeit macht!

Bärlauch-Menü

Ab sofort finden Sie unter der Rubrik ANGEBOTE -> SAISONALES (KLICK) mein BärlauchMenü, das Sie gerne als KochParty oder als HomeCooking bei mir ordern können.

Natürlich ist frischer Bärlauch immer eine feine Sache, aber ich möchte Ihnen dieses wirklich leckere Menü auch in den folgenden Monaten anbieten. Dann verwende ich entweder in Öl eingelegten Bärlauch oder Bärlauch aus der Tiefkühlung. Solange die Bärlauch-Saison aber läuft, erhalten Sie bei mir natürlich ausschließlich frischen Bärlauch!

Die Individualkunst des Kochens

Christian Pukownik vor dem Schriftzug RuhrgebietMeine Ausbildung zum Koch liegt nun fast schon 30 Jahre hinter mir und „damals“ (wenn ich dieses Wort scheibe komme ich mir immer so alt vor 😆 ) absolvierte ich das Lernen glücklicherweise noch „zu Fuß“!

Saucen wurden in aufwändiger Arbeit über Stunden angesetzt, reduziert und verfeinert, ebenso Brühen. Das Fleisch für Veranstaltungen wurde bei hoher Hitze in den Gasofen geschoben und die Beilagen und das Gemüse wurden auf dem Herd frisch zubereitet…auch für 30 bis 50 Personen!

Seitdem hat sich viel getan, gerade im technischen Bereich. Kochen ist, von außen betrachtet, einfacher geworden. Manchmal scheint es mir, der Koch von heute muss größtenteils nur noch ein Organisationstalent sein. Vom Kochen selbst scheint der Beruf oftmals nur noch wenig zu haben, wenn ich an die vollautomatischen Konvektomaten bzw. Kombidämpfer denke, die fast den gesamten Garungsprozess in Alleinarbeit erledigen. Der Koch muss nur noch das Gerät einstellen, das Gargut in den Konvektomaten geben, warten, anrichten und fertig. Das liest sich leicht, ist aber bei einem Event für etwa 400 Personen, sicher immer noch nicht stressfrei zu bewältigen, wie das folgende Video der METRO zeigt.

400 Essen in nur 12 Minuten, das ist schon eine Leistung! Wer aber genau hingeschaut hat, konnte bemerken, dass kleine Garnituren fehlten. Dafür bleibt auch bei hohem Einsatz an Manpower keine Zeit mehr. Der Zeitdruck verhindert die Feinarbeit auf dem Teller. Der Gast bekommt das Essen vorgesetzt und gut ist! Reinschaufeln, weiter geht es mit der Show.

Was ist bei solchen Events aus dem klassischen Kochen geworden, was aus der Leistung jener, die als Köche für die kulinarische Kreation stehen? Wenn Maschinen uns die Arbeit mehr und mehr auch in der Küche abnehmen, hat das sicher die bekannten Vor- und Nachteile, die wir schon von anderen Wirtschaftszweigen her kennen, die die Automatisierung längst hinter sich gebracht haben und heute, aus rein wirtschaftlicher Sicht betrachtet, optimiert sind.

Könnte mein Handwerk, das ich glücklicherweise noch „mechanisch“ und nicht automatisiert lernen durfte, in dieser Form aussterben? Wieder einmal spielt der Kostendruck eine Rolle. Kombidämpfer sparen Personal, Köche kosten Geld, Geld will der Kunde aber möglichst wenig bezahlen, warum also aus Sicht des Gastronomen nicht ungelernte Kräfte einsetzen, die wenig kosten und wenig können müssen? Anrichten kann jeder und „Feinheiten“ sind aus Zeitgründen eh nicht drin. Dem Kunden kann es egal sein, wenn das Ergebnis im Groben stimmt und auf irgendeine Weise „lecker“ schmeckt!

Einerseits liefern die Maschinen natürlich perfekt gegartes Fleisch. Aber wollen wir wirklich nur noch auf den Teller geklatschte Lebensmittel im optimalen Garzustand, ohne Genuss, mit der Gewissheit, dass das Essen bei Großveranstaltungen bitte schön innerhalb der knappen Pause hinein gewürgt werden soll???

Ist Kochkunst nicht mehr das individuelle Können des Meisters, sondern nur noch abhängig vom Stand der Technik in einer Küche in Form eines  Kombidämpfers? Damit können ja sogar jene gute Ergebnisse liefern, die eventuelle, fachliche Defizite ausgleichen müssen, weil sie eigentlich inkompetente Quereinsteiger sind. Im hart umkämpften und schlecht bezahlten Markt der deutschen Gastronomie scheint dieser Weg aber unausweichlich, will ein Restaurant überleben.

Nicht, dass ich hier falsch verstanden werde. Die Errungenschaften der modernen Technik finde ich durchaus klasse und sie vereinfachen die Arbeit eines Kochs ganz sicher immens. Aber der Einsatz dieser Technik wird auf Kosten der Fähigkeiten zukünftiger Köche gehen, die ja heute oftmals schon nicht mehr wissen, wie eine klassische Sauce zubereitet wird…
Welchen Chef/Inhaber eines gastronomischen Unternehmens, der die betriebliche Arbeitsoptimierung ausschließlich unter dem monetären Aspekt betrachtet, hat denn noch echtes Interesse, Auszubildenden Kochkunst zu vermitteln, die heutzutage nicht selten als zu aufwändig und zu teuer bewertet wird? Dabei kann man beides sicher kombinieren…wenn man es will!

Und dann kommt so ein kleines Köchlein wie ich daher. Keine Erfahrung mit Konvektomaten und Massen-Events mit mehreren hundert Gästen, keine technischen Möglichkeiten, außer die der heimischen Küche der Auftraggeber, dafür aber ausgestattet mit einer mehrjährigen Erfahrung in genau diesem Bereich, einem feinen Gaumen, aufregenden Geschmacksideen und kreativen Anrichteweisen! Zudem kann ich auf ein Fachwissen zurück greifen, das ich seit meiner intensiven, hervorragenden Ausbildung im Düsseldorfer Savoy-Hotel noch optimieren und erweitern konnte. Und wer „zu Fuß“ gelernt hat, z.B. mit Gefühl Fleisch zu braten, der bekommt es auch mit konventionellen, technischen Mitteln und bestimmten Garungsvarianten so optimal hin, wie der Kunde es sich wünscht.

Mein Ziel ist es nicht, das Essen lieblos auf den Teller zu klatschen und den Kunden möglichst schnell abzufertigen. Die Auftraggeber sollen kulinarisch verwöhnt werden, sich gemäß meinem Motto, „Zeit für Genuß“ nehmen können und das ohne Druck. Mit geschmackvoll angerichteten Tellern soll der Gast einfach Spaß am Genuß haben. DAS ist mir wichtig!

Was machen wohl all jene Köche, die nur mit modernster Technik gelernt haben und kaum ein Steak in einer Pfanne vernünftig zubereiten können, wenn deren perfekte Technik einmal ausfällt? Die meisten ungelernten Küchenhelfer sind dann schon gar keine Unterstützung mehr. In diesem Zusammenhang erinnere ich mich an einen Spruch meines Ausbilders, der, wenn wir aufgrund eines Problems im dicksten Geschäft in Bedrängnis gerieten, immer meinte:

„Pukownik…jene Köche sind beschissen, die sich nicht zu helfen wissen!“

Und dann ging es weiter. Eine Alternative bzw. Lösungen gab es immer, das weiß man als fachlich versierter Koch aus der Praxis! Auch DAS habe ich gelernt 😉 . Ich bleibe lieber ein kleiner Kochkünstler, als in der allzu technisierten Massen-Küchenwelt unterzugehen und meinen Gerichten keinen eigenen „Touch“ mehr verpassen zu können.

In diesem Sinne: FROHE OSTERN wünsche ich den Besucher/innen meines Blogs 😉 Genießen Sie an den Feiertagen Ihr Essen ganz besonders und nehmen Sie sich dafür einfach mal viel Zeit…Zeit für Genuss!

Sauce oder Fond – Klassische Kochkunst oder moderne Plörre???

Knochen rohDie Sauce ist in der gehobenen Kochkunst, gemeinsam mit dem Fleisch oder  dem Fisch des Hauptgangs, DAS eigentliche Highlight eines jeden Menüs. Durch seine besondere Verantwortung bei der Zubereitung der kostenintensivsten Produkte im Produktionsbetrieb einer Küche, eben des Fleisches und des Fisches, ist der Koch auf dem Posten des Saucier generell auch der Sous-Chef in einer Küchen-Brigade, also der stellvertretende oder 2.Küchenchef.

Die Art der Zubereitung von Saucen erlernte ich Mitte bis Ende der 80er Jahre im Stil der klassischen, französischen Küche. Kurz nach dem Ende meiner Ausbildungszeit, begannen die Stars unter den deutschen Köchen „Fonds“ statt Saucen zu servieren. Als ich damals mit einem Kollegen in einem der besten Restaurants von Bremen zum Abendessen war, bekamen wir einen solchen Fond zu unserem Hauptgang serviert. Die Kartoffeln waren hart, ließen sich kaum zerdrücken, das Fleisch war erstklassig zubereitet und die Sauce der Fond war eine … dünne Plörre suboptimale Brühe, die sich mangels Bindung und mit den zu harten Kartoffeln, kaum verspeisen ließ, weil sie nicht haftend von allem herab tropfte, was sie eigentlich sanft umschließen sollte! Zudem hatten mein Kollege und ich Angst, dass uns die Kartoffeln beim Zerteilen in dieser dünnen Suppe vom Teller flutschen könnten. Uns fehlte schlicht ein Löffel. Das Essen war kein Vergnügen! Genau S O sollte es für den Gast niemals sein…

Einige Male stritt ich mich danach mit meinem ehemaligen Ausbilder (ein hervorragender Koch, der selbst in Düsseldorfer Sterne-Restaurants der 70er Jahre gelernt und gekocht hatte!) darüber, wie sinnvoll der Umstieg auf solche Fonds sei. Er war der Meinung, man müsse mit dem Trend gehen. Ich vertrat hingegen die Ansicht, die hohe Qualität in Sachen Geschmack und Konsistenz der klassischen Sauce (KLICK), sei mit Fonds gar nicht zu erreichen. Das glaube ich bis heute!

Geröstete Knochen werde mit Rotwein abgelöschtEs mag sein, dass der ein oder andere Spitzenkoch einen Fond zubereiten kann, der mich begeistert. Dennoch denke ich, dass eine Sauce sämig sein und nicht wie eine klare Suppe kreuz und quer über den Teller schwappen sollte. Außerdem stört mich der extrem hohe Fettgehalt in diesen final zubereiteten Fond-Saucen, der meinen Magen in unangenehmer Weise spürbar belastet.

Weshalb wurde die klassisch zubereitete Sauce, leicht gebunden mit Mehl und abschließend reduziert, eigentlich durch Fonds ersetzt?

Ganz ehrlich: Bis heute habe ich keine Ahnung und ich habe sogar Google befragt und keinen Grund dafür gefunden! Es war wohl wirklich nur ein „Trend“, der sich zu diesem Zeitpunkt und bis heute durchgesetzt hat. Der einzige Kritikpunkt, den ich finden konnte, war die Bindung der Sauce mit Mehl, einem angeblichen Dickmacher. Dafür verwendet man bei den Fonds heute gerne zur abschließenden Reduktion Sahne und Creme Fraiche und montiert die Sauce am Ende auch noch mit einem Stück kalter Butter! Aha, das soll dann also gesünder sein, als die paar Gramm Mehl in der Sauce!!! Fett pur, sage ich da nur 😎 !!!

Meine Theorie geht in eine ganz andere Richtung. Wer schon einmal eine Demi-Glace angesetzt hat, also eine dunkle Bratensauce aus Knochen, die zunächst etwa eine Stunde sanft aber konstant in Öl geröstet werden, um Farbe und damit Röst- und Aromastoffe zu bekommen, der weiß, wie zeitaufwändig eine solche Sauce ist. Und damit nicht genug: Der erste Ansatz, die Espagnole, die dann mindestens drei bis vier Stunden gekocht haben sollte, um die ganze Kraft der Knochen heraus zu kochen, dient bei der Demi-Glace lediglich zum Auffüllen des zweiten Ansatzes, wobei wir dann, inklusive Vorbereitungen, bei lockeren 9-11 Stunden Arbeitszeit für die Zubereitung einer dunklen Sauce sind. Denken wir jetzt an den Personaleinsatz, schauen dabei auf auf die Lohnabrechnung des Sauciers, kann ich mir gut vorstellen, warum die Produktion von Fonds eingeführt wurde, die bei weitem weniger zeitintensiv anzusetzen sind, als die klassischen Saucen. Soweit meine persönliche Theorie!

Dass dieser Gedanke aber vielleicht gar nicht so falsch sein kann und die Herstellung dieser Fonds, aus meiner Sicht, mit Geschmack und Kunden-Ausrichtung weniger zu tun hat, bestätigten mir zahlreiche Kunden, die sich mir gegenüber mit

„…endlich mal wieder eine Sauce, die den Namen verdient!

äußerten und gefreut haben, wenn sie meine Menüs serviert bekamen. So falsch scheine ich mit meiner, in diesem Bereich vielleicht als „konservative Art“ zu bezeichenden Kochweise, also gar nicht zu liegen! Und es freut mich sehr, dass meine aufwändigere Zubereitung von Saucen (generell ohne Tüte und Pulver!) eine solche Anerkennung findet.

Dabei muss eine vermutete „konservative Art“ bei der Zubereitung gar nicht negativ sein, wenn man es schafft, diese mit modernen Elementen der feinen Küche zu kombinieren und ich liege dabei anscheinend ganz gut. Zumindest erfahre ich dies durch das sehr positive Feedback, das ich von meinen Kunden erhalte.

Natürlich gibt es zahlreiche andere Möglichkeiten, eine Sauce zu binden (KLICK), als die mit Mehl, wobei die ekeligste Art wohl die ist, eine fein angesetzte Sauce mit Fertig-Kartoffel-Püree-Pulver zu binden, wie ich es in einigen Antworten auf Internet-Fragen als Ratschlag fand. Da wird mir dann wirklich übel 🙁 ! Wer stellt sich denn ernsthaft stundenlang in die Küche und verdirbt sich dann eine frisch zubereitete Sauce mit einem solchen Fertigprodukt???

Den zahlreichen Einträgen in Foren, die ich bei meiner Recherche zu diesem Artikel fand, dass die Mehlbindung zu einer klumpigen Sauce führen oder sie von der Konsistenz her grieselig werden und nach Mehl schmecken würde, muss ich an dieser Stelle widersprechen.

Klumpig kann eine Sauce dann werden, wenn ich beim Mehlieren der heißen Knochen eine heiße Flüssigkeit aufgieße. Ist diese Flüssigkeit kalt, ist auch die Wahrscheinlichkeit der Klümpchenbildung geringer.

Grieselig bzw. mit einem Mehlgeschmack versehen, kann die Sauce nur sein, wenn sie nach dem Mehlieren nicht mindestens noch einmal 20 Minuten gekocht hat. Nach dieser Zeit ist der Mehlgeschmack verschwunden.

Besonders hat mich ein Artikel gefreut, den ich letztens in einem Koch-Magazin lesen konnte, in dem gefragt wurde, WER denn heute noch „DIE“ klassische Saucen zubereiten könne? Zugleich wurde die Sehnsucht nach geschmacksintensiven, sämigen Saucen ausgesprochen. So etwas freut mich natürlich, sehe ich doch, dass ich mit meinen Ansichten wohl doch nicht so konservativ und allein bin, wie ich dachte und dass ich mir ein Wissen erhalten habe, das jetzt anscheinend nach und nach wieder gefragt sein wird. Wer von den jungen Köchen lernt auch schon noch diese Art des Saucenkochens?

Geröstete Knochen aufgefüllt zur SauceFür mich ist das Herstellen einer klassischen Grundsauce auch eine Art „Erhalt der Koch-Kultur“! Temporäre Abschnitte bei der Zubereitung einer Sauce, wie ich sie kenne und wie ich sie praktiziere, bezeichnete mein Ausbilder unter anderem als „Pflege“ einer Sauce. Klar, ich kann die gerösteten Knochen auffüllen und den Saucen-Ansatz dann mit voller Hitze-Zugabe vor sich her „ballern“ lassen. Ich kann aber auch mit konstanter, sanfter Temperatur eine Sauce „leicht wallen“ lassen. Das Gefühl des Kochs beim Umgang mit den Lebensmitteln bei der Zubereitung, macht sich meiner Ansicht nach im Ergebnis und im Geschmack bemerkbar.

Deshalb finde ich auch, dass die Sauce, als Krone eines Gerichts, viel über die Zustände in einer Küche, den Ausbildungsstand eines Kochs oder die Investitionsbereitschaft des Geschäftsführers eines gastronomischen Betriebes aussagt. Qualität schmecken, genießen und fair honorieren zu wollen, das sind Charaktereigenschaften meiner Kunden, die ich in höchstem Maße zu schätzen weiß und über die ich mich mit jedem Auftrag auf’s Neue sehr freue!

Abschließend möchte ich noch auf einen Artikel in der FAZ hinweisen. Der Autor bespricht dort ein Kochbuch und es war mir eine Freude, einen Kollegen im Geiste, was die klassische Kochkunst angeht, zu finden 😉 (KLICK).

Und wie sehen Sie das? Sind Sie ein Fan von klassischen Saucen oder bevorzugen Sie die modernen Fonds? Nutzen Sie das Kommentarfeld, ich bin gespannt 🙂

Pleite eines Sternekochs

Drei Sterne, die höchste Auszeichnung für einen Koch, ist in Deutschland weiterhin nicht ohne Gefahr!

Gefahr? Wie jetzt?

Okay, ich frage SIE als kulinarischen Fan gehobener oder bester Küche einfach mal: Wie oft waren Sie schon oder gehen Sie im Jahr in einem Sterne-Restaurant essen?

Dort essen zu gehen, ist purer Luxus, da sind wir uns sicher einig! Die einen gehen aus gesellschaftlichen Gründen hin, andere, weil sie sich einmal im Leben genau DIESEN gewählten Küchenkünstler näher anschauen und seine Kochkunst genießen möchten. Schließlich bleiben noch jene, die einen Abend voller Genuss und Entspannung suchen und die bereit sind, für kreative Küchenideen und hochwertige Produkte, ein kleines Vermögen auszugeben, weil ihnen diese Art von Qualität und qualitativ anspruchsvoller Arbeit wirklich etwas wert ist.

All diese Besucher haben, abgesehen von wenigen Ausnahmen, eines gemeinsam: Sie sind keine permanenten Dauergäste, die zwei- bis dreimal pro Woche in diesem Restaurant speisen. Und hier liegt das Problem der Sterneköche!

Beispiele für Köche, die sagen, in der Sterne-Gastronomie kann man nicht reich werden oder die die Belastung einfach als zu hoch empfinden, gibt es einige. Bekanntester ist sicherlich Christian Rach (KLICK), der sein Restaurant „Tafelhaus“ Ende 2011 schloss, weil er es leid war, über 80 Stunden in der Woche in der Küche verbringen zu müssen. Durch seinen Erfolg im Fernsehen, z.B. „Rach der Restaurant-Tester“ bei RTL, ist ihm die Aufgabe seines Restaurants sicher leichter gefallen. Er ist aber noch Teilhaber von zwei Restaurants in Hamburg.
Speziell im Ruhrgebiet bekannt ist Raimund Ostendorp. Er gab seine Karriere als Koch in Sterneküchen auf (KLICK) und eröffnete seine eigene Frittenbude (Grill-Imbiss 😉 ) in Bochum-Wattenscheid (KLICK).
Ebenfalls ein bekannter Sternekoch war Heiko Antoniewicz (KLICK). Er machte sich einen Namen mit der Molekular- und der Sous-vide-Küche. Nun ist er überwiegend als Berater und Köche-Trainer tätig.

Alle Köche dieser Kategorie haben eines gemeinsam: Sie erkannten, dass der Beruf des Kochs ein Knochenjob ist, zudem aus finanzieller Sicht selten lukrativ und so nutzten sie die Chance, sich ein neues Standbein zu schaffen. Die drei Beispiele oben zeigen, wie kreativ und vielfältig man mit dieser herrlichen Ausbildung bei der Gestaltung seiner beruflichen Zukunft sein kann 🙂 .

Dass das Ausleben von höchsten Ansprüchen in der Gastronomie aber auch anders verlaufen kann, zeigt die Insolvenz eines anderen Kochs: Juan Amador, einer der besten Köche Deutschlands, mit drei Sternen ausgezeichnet, geriet Ende 2012 in die Insolvenz (KLICK). Bereits 2011 hatte Amador sein hessisches Restaurant aufgegeben und war in sein Zweit-Restaurant nach Mannheim gewechselt. Nun begab er sich mit seiner AG in die Insolvenz, führt das Restaurant aber seit Anfang 2013 schon wieder eigenverantwortlich (KLICK). In dem nachstehenden Interview erläuterte er vor kurzen seine derzeitige Situation und klingt wesentlich bescheidener in seinen Zukunftsplänen.

Das Interview verdeutlicht, dass Sterneköche ein wirklich schweres Leben haben. Nicht nur, dass sie den Großteil des Tages in der Küche stehen müssen, sie haben nicht selten auch mit hohen Schulden und Existenzängsten zu kämpfen, die sich manch ein Koch sicher zuvor so nicht ausgemalt hatte. Und bei all diesen negativen Gedanken, müssen sie kreativ und motiviert sein.

Von daher bin ich ein Koch, der es nicht gerade als erstrebenswert erachtet, ein Sternekoch werden zu wollen. Mir ist es wesentlich wichtiger, dass meine Kunden zufrieden sind, ich sie mit meinen Kreationen überzeugen und glücklich machen kann und sie sich gerne wieder an meinen hochwertigen Service erinnern, wenn ein besonderer Event zum Feiern ansteht…