Unter Spitzenköchen

„Wie ist das denn nun wirklich, in so einer professionellen Gastronomie-Küche?“

Diese Frage wird mir oft gestellt, besonders während meiner KochParties, bei denen die Teilnehmer/innen selbstständig ein Menü zubereiten. Denn wenn ich mit Kunden koche, ist es mir wichtig, keinen unnötigen Stress zu verursachen und den Event zu einem Koch-Vergnügen werden zu lassen. Nur beim Anrichten des Hauptgangs, wenn gleich mehrere Mitköche/innen „ran müssen“, merken sie, wie wichtig es ist, im Team konzentriert und vor allem schnell zu arbeiten, soll das Essen heiss auf den Tisch kommen.

Den üblichen Alltag in einer professionellen Küche zu beschreiben, klingt manchmal fast wie ein Gruselmärchen, denn was ein Koch zu erzählen hat, gerade was den Umgang der Köche untereinander betrifft, löst manchmal schon auch Kopfschütteln aus 😉 .

Heute früh sah ich auf Tagesschau24 eine interessante Doku zu genau diesem Thema. Wer sich eine knappe halbe Stunde Zeit nehmen möchte, kann diese Doku, in der ein Reporter 7 Tage lang in einer Sterneküche als Koch in die Arbeiten einbezogen wurde, online sehen.

Diese Doku zeigt viel von dem, wie es in einer gastronomischen Profiküche zugeht. Allerdings sollte man (kleiner Tipp von mir) häufig auf das achten, was nicht vordergründig zu sehen und zu hören ist, sondern was in den Gesichtern der Köche und in den Hintergrundsounds wahrzunehmen ist 😉 .

WEBSITE zu dieser Doku

DIREKTLINK ZUM VIDEO in der ARD-Mediathek

Viel Spaß beim Anschauen.

Köche, Mietköche & Medien

Wer sich mit den Medien einlässt, sollte „vorsichtig“ sein und damit meine ich, dass eine Berichterstattung nicht immer so erfolgt, wie sich der Unternehmer dies gewünscht oder vorgestellt hat. Das kann für den, über den berichtet wird, ganz schnell nach hinten los gehen, denn ausschließlich die Quote ist bei den Medien der entscheidende Faktor, erst recht bei den Privat-Sendern. Da kann es schon mal passieren, dass das Ergebnis, von dem eine positive Aussenwirkung erhofft wurde, plötzlich negative Folgen für das Unternehmen hat. Geschickte Schnitte des Videomaterials zum Beispiel, wie das Zusammensetzen eigentlich zusammenhangsloser Bilder oder Kommunikationsfetzen, können das möglich machen! BEISPIEL 1 BEISPIEL 2

Einen intensiven Einblick in die (TV-)Medienarbeit bekam ich während eines sechsmonatigen Praktikums bei einem regionalen Fernseh-Sender. Dort konnte ich die Art kennen lernen, wie Nachrichten und Reportagen entstehen und wie schnell diese in eine gewisse Richtung „manipuliert“ werden können. Seit diesem Zeitpunkt bin ich im Umgang mit Medien sehr vorsichtig geworden.

Nach zwei Anfragen der Fernseh-Sender VOX und RTL II, die ich ablehnte, weil ich mich mit den geplanten Sendeformaten bzw. dem anzusprechenden Zielpublikum überhaupt nicht identifizieren konnte, und einer Anfrage seitens des ZDF, das mich dann kurzfristig (mit den Gästen) hängen ließ, habe ich die Nase voll von derartigen Kooperationen.

Zum Glück leben wir in Zeiten des Internets und jeder Einzelne hat heute mit einer einfachen Video- und PC-Ausstattung die Möglichkeit, in Verbindung mit ein wenig Kreativität, seinen eigenen medialen „Sender“ aufzubauen. YouTube, Twitter, Google+ und andere soziale Netzwerke unterstützen einen gerne dabei, erst recht, wenn das Kreativ-Potenzial so groß ist und das gewählte Thema spannend genug erscheint, dass auch diese Netzwerke von einer Kooperation  gewinnbringend profitieren können.

Ich bin keinesfalls so „mediengeil“, dass ich auf jeden anrauschenden Zug, der mich mitnehmen will, aufspringen müsste, nur um ein wenig mehr in der Öffentlichkeit zu stehen. Zudem habe ich mir genügend Koch-Shows angeschaut, mit vielen Kunden darüber gesprochen und erkennen müssen, dass diese Sendungen eher zur Unterhaltung als zum Nachkochen genutzt werden. Und ich bleibe doch lieber Koch, als Showstar werden zu wollen 😉 .

Auch ist die Gefahr, durch eine solche Sendung zur Witzfigur werden zu können, nicht gerade gering und dann frage ich mich, ob dieser Koch jetzt wegen seines Könnens in der Küche vor der Kamera steht oder weil er singen, tanzen, trommeln, witzelnd moderieren oder malen kann? So scheint mir auch, dass man heute immer häufiger nicht mehr als Küchen-Fachmann angesehen wird, sondern vielmehr die Erwartung an andere, zusätzliche Unterhaltungs-Fähigkeiten eines Kochs in den Vordergrund geraten. Das mag ein Hauptgrund dafür sein, dass wir so ausgezeichnete Köche, wie beispielsweise Nils Henkel oder Harald Wohlfahrt, fast nie in den bekannten Koch-Sendungen zu sehen bekommen, weil sie sich auf das Wesentliche konzentrieren: Die Kochkunst in ihren Betrieben und die Fixierung auf die Zufriedenheit ihrer Gäste!

Aber zurück zu meiner Kritik an den Medien. Auf RTL II gibt es die Sendung „Die Kochprofis“. Nun ist es den drei Köchen aktuell passiert, dass sie von den Gastronomen, denen sie „helfen“ sollten, raus geworfen wurden (KLICK HIER)! OOOOPS! :mrgreen: Der TV-Sender wird die Folge wohl dennoch zeigen und kann sicher mit einer guten Quote rechnen. Die Art, wie RTL II auf den Rauswurf dieser „Kochstars“ reagierte, lässt die Richtung erahnen, in die diese Folge der „Kochprofis“ gehen wird. Der Gastronom habe „die Hilfe der Köche wohl nicht annehmen wollen“, so der Wortlaut aus oben verlinktem Artikel. Ganz ehrlich: Wenn das stimmt, dass die Köche nicht gerade freundlich und wirklich interessiert aufgetreten sind, hätte ich sie sicher auch raus geworfen!

Ich bin gespannt darauf, wie dieser Gastronom aus Österreich in der Sendung dargestellt werden wird. Unabhängig davon, wie er seinen Betrieb führen mag, tut er mir ehrlich gesagt jetzt schon leid. Die Zuschauer bekommen einen Eindruck von ihm vermittelt, ohne dass der Wirt noch einmal eine Stellungnahme dazu wird abgeben können…ausser auf seiner Facebook-Seite 😉 . Aber wer hinterfragt schon großartig, was da zu sehen war??? TV-Sendern glauben „wir“ doch allzu oft das, was berichtet wurde, weil die Mehrheit der Zuschauer nicht weiss oder nicht wahrhaben will, was ich im regulären Medienbetrieb kennen gelernt habe… 😉

Aber auch Mietköche waren schon Gegenstand der Berichterstattung von quotengeilen Sendeformaten. Vergessen werde ich nie den Auftritt eines Küchenchefs, der in der Sendung Stern TV (damals noch mit Günter Jauch) meinte, diese Mietköche seien doch wohl eher Köche, die fachlich nicht allzu versiert seien. Zuvor waren drei Mietköche im Einsatz (gefilmt mit versteckter Kamera) gezeigt worden, von denen nur einer wirklich eine gute Leistung ablieferte. Ein Mietkoch, der zum Thema auch etwas hätte sagen, „unsere“ Berufsehre hätte verteidigen können, war nicht eingeladen worden! Sehr einseitige Berichterstattung!!!

Und nach einem weiteren TV-Bericht, einige Jahr später, über ein „unglaubliches Schwein als Mietkoch“ (LINK ZUM ARTIKEL V O R S I C H T, nicht anklicken, wenn Sie sich nicht ekeln möchten!), hatte ich sogar einen Kunden, dessen Mutter ich (als Geburtstags-Geschenk) bekochen sollte und die die besagte Sendung im TV gesehen und sich anschließend sehr ablehnend meinem Berufsstand gegenüber geäussert hatte. Der Auftrag ging wegen des Berichts über diesen unmöglichen Mietkoch verloren. Im Internet wurde nach Ausstrahlung dieser Sendung in diversen Foren diskutiert, ob diese Sendung nicht vom Sender gefaked worden sei. Niemand konnte sich eine solche Unmöglichkeit vorstellen!

Auf der einen Seite finden wir also die Medien, die natürlich gerne quotenträchtige Sendungen zeigen, frei nach dem Motto, je ekeliger, desto besser und auf der anderen Seite die Köche, die, wenn nicht vor versteckter Kamera, sich einen gewissen „Mehrwert“ von einem Bericht über sie erhoffen. Was im Endeffekt daraus wird, ist reine Vertrauenssache. Ich persönlich habe, was das angeht, den Medien gegenüber leider kein Vertrauen (mehr)! Sicher gibt es auch zahlreiche positive Beispiele, wie die TV-Karrieren von Cornelia Poletto, Steffen Henssler oder Alfons Schuhbeck beweisen.

Mag jeder seine eigenen Erfahrungen machen, ich konzentriere mich in den nächsten Monaten auf den Aufbau (m)eines YouTube-Video-Kanals und freue mich dann über zahlreiche Zuschauer/innen und Follower 🙂

Natürlich interessiert mich auch Ihre/Eure Meinung zum Thema. Nutzt das Kommentarfeld.