Es war wieder einmal soweit: Im TV-Magazin „Stern TV“ wurden Mietköche getestet (KLICK). Diesmal waren die Medienmacher gnädig und berichteten eher über positive Beispiele, statt über negative!
In der Vergangenheit hatte RTL schon öfter Mietköche unter die Lupe genommen und Probe-Essen inszeniert, um die Arbeit der Köche vor Ort beim Kunden zu dokumentieren. Dabei kamen teils erschreckende und ekelerregende Ergebnisse heraus, die später in Internetforen heiss diskutiert wurden, weil sie so dermaßen an den Haaren herbei gezogen schienen, dass man dem Sender vorwarf, ein Extrem-Beispiel inszeniert zu haben! Dies wurde von Senderseite aber vehement bestritten.
Im aktuellen Fernseh-Beitrag werden die Kosten für einen 2-Personen-Koch-Event kritisiert. Diese beliefen sich bei dem am besten bewerteten Mietkoch auf 355,00 € und die Redaktion von Stern TV war der Meinung, damit lasse sich auch ein Restaurant-Besuch mit mehreren Personen absolvieren.
Stimmt! Stellt sich mir nur die Frage, ob der Restaurant-Besuch um die Ecke den gleichen „Effekt“ hat, wie der Profi-Mietkoch, der ein hochwertiges Menü zu Hause zubereitet? Dass ein Kunde sich nicht jede Woche einen Mietkoch wird leisten wollen, ist, denke ich, eine sehr logische Sache und der Mietkoch ist und bleibt eben etwas sehr Besonderes, mit dem sich Viele einen ganz besonderen Tag zu Hause krönen möchten.
Und was ist überhaupt mit der momentan in der Gesellschaft laufenden Diskussion rund um Qualität und der „Geiz-ist-geil“-Mentalität??? Einerseits wünschen wir uns Qualität, andererseits soll es (immer noch) so billig wie möglich sein??? Und das soll, gerade im Lebensmittel-/Gastronomie-Bereich gehen? Da haben Einige aber den Pferdefleisch-Skandal allzu schnell wieder verdrängt, oder? 🙂
Im Übrigen, rechnen wir doch einmal aus, was am Ende des Tages für den Mietkoch übrig bleibt:
Nach Abzug der Umsatzsteuer (19%) bleiben von den 355,00 € noch 298,31 €. Lebensmittel sind ja ein wichtiger Bestandteil und bei einem guten bis sehr guten Menü rechne ich hier ca. 80,00 €, bleiben 218,31 €. Für die Fahrtkosten ziehe ich pauschal 18,31 € ab, um auf glatte 200,00 € zu kommen, vorausgesetzt der Kunde wohnt in der Nähe des Firmenstandortes des Mietkochs. Damit haben wir eine feine, glatte Summe.
Ausgehend von einem hochwertigen Menü, für das eine gewisse Vorbereitungszeit benötigt wird, einer entspannten Menüfolge beim Essen und dem anschließenden Aufräumen und Säubern der Küche (welcher Handwerker macht das heute eigentlich sonst noch??? 😕 ), beträgt die Arbeitszeit vor Ort etwa 4 Stunden. Addieren wir die Fahrtzeit hinzu, den Aufwand für die Einkäufe, die Arbeiten im Hintergrund, wie Angebot schreiben, Kalkulation, Erstellung der Einkaufsliste etc., kommen wir locker auf einen vollen Arbeitstag. Dazu sollte bedacht werden, dass selten mehr als ein Koch-Event am Tag umsetzbar ist.
Gehen wir bei durchaus realistischer Annahme von 8 Arbeitsstunden für dieses Essen aus, kommen wir auf einen Stundensatz von 25,00 €. Ich denke nicht, dass das für einen Selbstständigen zu hoch ist, denn wir dürfen die Abgaben und den hinter dem Gewerbe stehenden Kostenapparat nicht vergessen. Rücklagen für die Rente gehören genauso zu den Kalkulationsfaktoren, wie die Krankenversicherung und der Steuerberater, der die Buchführung und den Jahresabschluß erledigt. Und schließlich muss ja auch die Zeit kalkuliert und vergütet werden, die ein Koch z.B. mit der Kreation neuer Menüs verbringt und in der er nicht mit Aufträgen beglückt ist 😉 . Letztendlich freue ich mich als Mietkoch auch noch darauf, mir von meinem verdienten Geld ab und zu auch etwas zu Essen kaufen zu können .
Wer also meint, die 355,00 € wären viel zu hoch gegriffen, der sollte sich noch einmal der kaufmännischen Kalkulation zuwenden und wer meint, von diesem Betrag könne man mit mehreren Freunden „fein essen gehen“, der sollte weder den Pizzamann um die Ecke, noch das Grill-Restaurant in der City mit der Leistung und dem Event-Charakter eines Mietkochs vergleichen! Und wenn wir schon von „fein“ sprechen, sollte es dann auch tatsächlich ein Restaurant sein, dass diese Bezeichnung wirklich verdient!
Kommentare, auch zu diesem Beitrag, sind wie immer gern gelesen… 😉