Duisburg/Essen (idr). Wissenschaftler der Uni Duisburg-Essen haben jetzt den Spitzenköchen auf den Zahn gefühlt. Im Fokus der Studie stand aber nicht der Geschmack, sondern das Innovationspotenzial der Sterneköche. Dazu befragte ein Forscherteam der Uni Duisburg-Essen, der RWTH Aachen und der BSP Business School Berlin Potsdam mehr als 40 Chefköche in Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien, Großbritannien und Schweden. Außerdem werteten sie 535 Fragebögen aus, die Spitzenköche aus 16 europäischen Ländern beantwortet hatten.
Ergebnis: Die Spitzengastronomie erneuert sich in erster Linie selbst. Chefköche lassen sich gern durch andere Köche inspirieren, kopieren ist aber verpönt. Wissen wird gern weitergegeben. Überraschenderweise spielen Gäste und Kritiker im Innovationsprozess nur eine untergeordnete Rolle, insbesondere für Zwei- und Drei-Sterne-Köche.
Quelle: Dieser Artikel entstammt dem Newsletter des Informationsdienstes Ruhr (idr)
Drei Sterne, die höchste Auszeichnung für einen Koch, ist in Deutschland weiterhin nicht ohne Gefahr!
Gefahr? Wie jetzt?
Okay, ich frage SIE als kulinarischen Fan gehobener oder bester Küche einfach mal: Wie oft waren Sie schon oder gehen Sie im Jahr in einem Sterne-Restaurant essen?
Dort essen zu gehen, ist purer Luxus, da sind wir uns sicher einig! Die einen gehen aus gesellschaftlichen Gründen hin, andere, weil sie sich einmal im Leben genau DIESEN gewählten Küchenkünstler näher anschauen und seine Kochkunst genießen möchten. Schließlich bleiben noch jene, die einen Abend voller Genuss und Entspannung suchen und die bereit sind, für kreative Küchenideen und hochwertige Produkte, ein kleines Vermögen auszugeben, weil ihnen diese Art von Qualität und qualitativ anspruchsvoller Arbeit wirklich etwas wert ist.
All diese Besucher haben, abgesehen von wenigen Ausnahmen, eines gemeinsam: Sie sind keine permanenten Dauergäste, die zwei- bis dreimal pro Woche in diesem Restaurant speisen. Und hier liegt das Problem der Sterneköche!
Beispiele für Köche, die sagen, in der Sterne-Gastronomie kann man nicht reich werden oder die die Belastung einfach als zu hoch empfinden, gibt es einige. Bekanntester ist sicherlich Christian Rach (KLICK), der sein Restaurant „Tafelhaus“ Ende 2011 schloss, weil er es leid war, über 80 Stunden in der Woche in der Küche verbringen zu müssen. Durch seinen Erfolg im Fernsehen, z.B. „Rach der Restaurant-Tester“ bei RTL, ist ihm die Aufgabe seines Restaurants sicher leichter gefallen. Er ist aber noch Teilhaber von zwei Restaurants in Hamburg.
Speziell im Ruhrgebiet bekannt ist Raimund Ostendorp. Er gab seine Karriere als Koch in Sterneküchen auf (KLICK) und eröffnete seine eigene Frittenbude (Grill-Imbiss 😉 ) in Bochum-Wattenscheid (KLICK).
Ebenfalls ein bekannter Sternekoch war Heiko Antoniewicz (KLICK). Er machte sich einen Namen mit der Molekular- und der Sous-vide-Küche. Nun ist er überwiegend als Berater und Köche-Trainer tätig.
Alle Köche dieser Kategorie haben eines gemeinsam: Sie erkannten, dass der Beruf des Kochs ein Knochenjob ist, zudem aus finanzieller Sicht selten lukrativ und so nutzten sie die Chance, sich ein neues Standbein zu schaffen. Die drei Beispiele oben zeigen, wie kreativ und vielfältig man mit dieser herrlichen Ausbildung bei der Gestaltung seiner beruflichen Zukunft sein kann 🙂 .
Dass das Ausleben von höchsten Ansprüchen in der Gastronomie aber auch anders verlaufen kann, zeigt die Insolvenz eines anderen Kochs: Juan Amador, einer der besten Köche Deutschlands, mit drei Sternen ausgezeichnet, geriet Ende 2012 in die Insolvenz (KLICK). Bereits 2011 hatte Amador sein hessisches Restaurant aufgegeben und war in sein Zweit-Restaurant nach Mannheim gewechselt. Nun begab er sich mit seiner AG in die Insolvenz, führt das Restaurant aber seit Anfang 2013 schon wieder eigenverantwortlich (KLICK). In dem nachstehenden Interview erläuterte er vor kurzen seine derzeitige Situation und klingt wesentlich bescheidener in seinen Zukunftsplänen.
Das Interview verdeutlicht, dass Sterneköche ein wirklich schweres Leben haben. Nicht nur, dass sie den Großteil des Tages in der Küche stehen müssen, sie haben nicht selten auch mit hohen Schulden und Existenzängsten zu kämpfen, die sich manch ein Koch sicher zuvor so nicht ausgemalt hatte. Und bei all diesen negativen Gedanken, müssen sie kreativ und motiviert sein.
Von daher bin ich ein Koch, der es nicht gerade als erstrebenswert erachtet, ein Sternekoch werden zu wollen. Mir ist es wesentlich wichtiger, dass meine Kunden zufrieden sind, ich sie mit meinen Kreationen überzeugen und glücklich machen kann und sie sich gerne wieder an meinen hochwertigen Service erinnern, wenn ein besonderer Event zum Feiern ansteht…
Böse Kritik an Sterneköchen in meinem Blog? Nein, absolut nicht! Denn ich persönlich habe weder ein ausgeprägtes Neid-Gefühl, noch finde ich es erstrebenswert, in den Sterne-Koch-Himmel aufzusteigen.
Sterneköche gelten in unserem Land zur Zeit als D I E Spitzenstars in Sachen Gastronomie und Kulinarik, manchmal inzwischen sogar in Sachen Medien! Mediales Auftreten bedeutet aber auch zunehmendes Interesse der Öffentlichkeit an einer Person und in diesem Zusammenhang treten logischerweise Nachrichten in den Vordergrund, die den fachlichen Ruf eines solchen Küchenstars ganz schön ankratzen können.
Wer Koch wird, das ist wohl inzwischen bekannt sein, sollte diesen Job aus Überzeugung machen. Wer diesen Beruf nicht liebt und mehr Belastung als Spaß darin findet, der ist hier falsch. Die Arbeitszeiten, der immense Stress, dem Köche im Alltagsbetrieb ausgesetzt sind und von denen die ganzen TV-Auftritte der ersten Kulinarik-Garde Deutschlands nichts zeigen, sind immens belastend. Dieser Job bedeutet viel Schweiß und nicht nur wegen der Hitze in der Küche. Der Beruf ist knallhart und da gibt es wirklich nichts zu Beschönigen. Und dennoch bin ich einer jener Köche, die diesen Beruf und die gesamte Tätigkeit einfach lieben!
Als ich mir letztens die SPIEGEL-Doku über Koch-Azubis noch einmal online anschaute (KLICK Teil 1), amüsierte mich die Vorstellung der Neu-Azubis, mal eben so „Sternekoch“ oder „Fernseh-Koch“ werden zu können !
Ja, das ist wirklich leicht 😛 . Man entschuldige meinen Sarkasmus…
Diese dreiteilige Reportage zeigt ausgezeichnet, wie es in den Küchen zugeht und wie schnell Illusionen, die vielleicht oder gerade auch durch die spaßigen Koch-Sendungen im TV vermittelt werden, zerplatzen.
Einige bekannte Köche aus Deutschland sind heute Show-Stars am Herd. Und wenn sie entdecken, wie sich jenseits des schweißtreibenden Stresses in der Küche Geld verdienen lässt, scheinen sie die mediale Präsenz zu intensivieren.
Eine Äußerung von Steffen Henssler an Silvester beim Radio-Sender EINSLIVE beispielsweise, hat mich aufhorchen lassen. Dort meinte er, angesprochen auf seine häufige mediale Präsenz sinngemäß, er wolle schließlich nicht ewig am Herd stehen.
Als gelernter Koch dachte ich gleich daran, dass Henssler eventuell keine große Lust mehr haben könnte, weiterhin am Herd zu stehen. Warum auch? Durch seine fast täglichen TV-Auftritte im ZDF bei den „Topfgeldjägern“ hat er sicher erkannt, dass sich noch anders und vor allem leichter, gutes Geld verdienen lässt. Und mal ehrlich: Der Gedanke ist doch absolut nachvollziehbar!
Aber…wer von meinen Lesern/innen denkt denn jetzt nicht gleich daran, dass ein Restaurant, dessen Inhaber als Küchenchef mehr Zeit im TV verbringt als in seinem eigenen Betrieb, wohl kaum für die Qualität des Restaurants stehen kann? Es ist sein Team, das seine Richtlinien befolgt und (hoffentlich auch bei seiner Abwesenheit) erfolgreich kocht.
Andererseits ist das Essen gehen in einem Sterne-Betrieb für mich persönlich nur dann richtig interessant, wenn ich beim Besuch auch die Gewissheit hätte, das der Chef an diesem Abend persönlich hinter dem Herd steht. Ich kenne einige meiner Kunden, die sichtlich enttäuscht waren, als sie hörten, der Sterne-Koch sei an diesem Abend NICHT persönlich in der Küche anwesend. Die Sterne-Köche werden eben extrem mit ihrem Restaurant in Verbindung gebracht, für mich absolut logisch! Wer viel Geld für ein Essen bezahlt, will auch die beste Qualität und die ist für Viele nur durch die Persönlichkeit des Sterne-Chefs garantiert.
Manchmal führt mediale Präsenz aber auch zu Peinlichkeiten, nämlich dann, wenn ein gestandener Küchenmeister aus der Sicht von Beobachtern (Zuschauern) ins Fettnäpfchen tritt. So erging es dem SternekochVincent Klink gestern in der Fernseh-Sendung „Hart aber Fair“. Dort schaffte er es nicht, den Unterschied zwischen einem gebratenen Discounter-Schweinefilet und einem exklusiven Bio-Schweinefilet heraus zu schmecken (KLICK). Natürlich bleibt das an dem Koch hängen. Ob es tatsächlich einen Geschmacksunterschied gab, lasse ich mal dahin gestellt 😉 .
Und dann D A S hier: Schuhbeck…McDonald’s??? Noch Fragen??? Ich kann ja eine ganze Menge an Arbeiten nachvollziehen, mit denen man Geld verdienen kann, aber ein Sterne-Koch und ein Fastfood-Restaurant??? Nicht nur ich, das haben zahlreiche Gespräche über das Thema gezeigt, wundere mich über diese Art der Kombination! Oft höre ich dazu, dass das Geld wohl der Grund für seine Werbetätigkeit gewesen sein könnte. Gut, Schuhbeck hat ein wirklich bewegendes Leben hinter sich, mit extremen sozialen Höhen und Tiefen. Geld für McDonald’s zu verdienen finde ich dann ja nicht schlimm, aber wer als Vertreter der hohen Kulinarik bekannt ist, die Wirkung von frischen Kräutern und Gewürzen betont, kann sich mit so etwas schnell unglaubwürdig machen. Und dass Fastfood nicht die Qualität von frisch zubereiteten Gerichten hat und eigentlich schon gar nicht die Qualität eines von Herrn Schuhbeck zubereiteten Gerichtes erreichen kann, sollte sich eigentlich herum gesprochen haben. Bei Zweifeln an dieser Feststellung einfach mal HIER KLICKEN 😉 .
Das sind die Momente, in denen ich immer froh bin, dass ich sage: „Jeder soll das essen, was sie/er mag!“ Manchmal fehlt schlicht die Zeit, sich etwas Frisches zuzubereiten, dann muss eben Convenience oder Fast-Food oder ein Tiefkühl-Gericht her, als wüssten wir das nicht alle. Von einem Sternekoch, so denke ich, dürfen wir aber zurecht etwas anderes erwarten können!
Zu diesem Blog-Artikel würde mich die Meinung meiner Leser/innen sehr interessieren. Das Kommentarfeld darf gerne genutzt werden.
Es sind berühmte Restaurantführer, nach deren Bewertung sich viele Gäste gastronomischer Betriebe richten und ihre Entscheidung treffen, wohin sie zum nächsten kulinarischen Schmaus pilgern werden. Die bedeutendsten Bücher in dem Bereich und gleichzeitig größte Schrecken angesehener Sterneköche, sind der Gault Millau (KLICK) und der Guide Michelin.
Bisher waren Fachleute unterwegs, haben, zumeist unerkannt, Speisen, Ambiente und Weine begutachtet und ihre Bewertungen in Jahrbüchern zusammengefasst. Da die negative(re) Bewertung eines Restaurants zum Abstieg und Verlust des Ansehens führen kann, sind auch Fälle von Selbstmord nach Veröffentlichung der aktuellen Restaurantführer bekannt geworden (KLICK) (KLICK NOCHMAL). Traurig!
Nun aber steht eine Revolution im Hause Michelin an: Gastronomische Betriebe können sich demnächst in das heilige Buch der Restaurants einkaufen und Nutzer dürfen eigene Kritiken verfassen. Die Spitzenköche sind entsetzt! Was sind ihre Sterne und Hauben dann noch wert, wenn der Gast „sich erdreistet“, seine Meinung zu veröffentlichen und zweitklassige Gaststätten 69,00 € auf den Tisch legen, um neben den Königen der Kochkunst gelistet zu werden???
Die Führungsriege des Guide Michelin versicherte unterdessen, dass deren fachmännische Kritik weiterhin getrennt aufgeführt sein wird. Es sei die Reaktion auf den technischen Fortschritt, der auch an den Büchern nicht vorbei gehe, denn die Auflagenstärke war in den letzten Jahren, aufgrund rückläufiger Verkaufszahlen, stetig gesunken.
Für die Spitzenköche wird es schwerer. Sie wollen sich als ausgezeichnete Elite weiterhin abgehoben sehen. Manch einer wich in den letzten Jahren allerdings vor dem Druck eines Sterns bereits zurück und hatte sein Restaurant auf- oder abgegeben. Kein Wunder: Sind deren Gäste doch besonders anspruchsvoll und verzeihen selten Fehler und die entstehen natürlich, wenn gut ausgebildete, motivierte Fachkräfte fehlen, die zudem noch unangemessen bezahlt werden. Lernen ist angesagt, da verzichten viele Köche auch mal für eine gewisse Zeit auf einen fairen Lohn. Dennoch ist die Fluktuation hoch und wer den Standard halten will, muss auch seine guten Mitarbeiter halten, sonst leidet die Qualität.